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FOLGE #16
Ein Hinterhof in Kreuzberg 36, nebenan das Hardwax, oberstes Stockwerk. Die Neuman VSM70 hat 1974 350.000,- Mark gekostet, stand eine Zeit lang bei Motown Records, jetzt thront sie wie aus einer anderen Zeit gebeamt in diesem Raum. Daneben drei spezialgefertigte Racks zugepflastert mit Knöpfen, Reglern, Pegel-Anzeigen.
1996 hat er das Studio von Basic Channel übernommen, die sich die Schneidemaschine besorgten, weil sie unzufrieden mit den Mischungen der eigenen Produktionen waren und für sich und den Freundeskreis Platten schneiden wollten. Heute sind die zwei Masteringstudios in jeweils drei Schichten unterteilt, fünf Ingenieure teilen die Schichten unter sich auf.
In der Ecke schimmern die Folien, auf die geschnitten wird, schwarz im Gegenlicht. „Bass braucht Platz beim Schneiden”, brummt Christoph, denn wie bei Lautsprechern dehnen sich die Tiefen auch in der geschnittenen Rille weiter aus.
Nachdem er den Schnitt unter dem Mikroskop kontrolliert, ritzt er mit der Nadel Bezeichnung und Kürzel in die Folie, die dann zum Presswerk geht.
Platten haben ihn schon als Kind fasziniert, aber „so ganz rational ist diese ganze Plattensammlerei natürlich nicht”, seufzt er und grinst etwas schief, dann lacht er tief und schnarrend. Und da ist er dann wieder: der Bass.
Link: Dubplates & Mastering
(c) Zusätzliche Fotografien Andreas Chudowski
FOLGE #15
Deeply impressed by Scott McCloud's theories on seeing, story telling and visual reading, I was eager for everything he published since his book Understanding comics came out in 1993.
He opened up comics in a new way, explaining pictures, words and fragments of the world, visible and invisible things. He made the reader learn about what is going on within the comic panels and what happens while imagining between the panels. How does the brain render images while looking at the pages?
Time, sequences and rhythm form not only comics but as well motion pictures, games, virtual reality and the abstract pictures we have of the world we live in. So Scott is explaining more than just comics. He explains patterns and mechanisms, the very basics of visual language.
Each medium has its opportunities and its own unique limitations, but creating whole new worlds with just a plain pencil and a piece of paper can be so very astonishing. By explaining these worlds Scott gives us hints how we can achieve more grand experiences in the world of comics or any other media. Study his theories.
Links:
video under cc by-nc-sa 4.0 licence
FOLGE #14
Überfather of German graphic design and one of the few internationally known German typographers, Erik Spiekermann does not care that much for cars nowadays.He is more into his 13 or so bicycles, that he is driving in a rather quick manner in the streets of Berlin, London or San Francisco. Try to catch him on his bike, you will hardly succeed.
Nonetheless there is this blue car parking in his Berlin garage, that you do not see that often in the streets anymore. Elegant, humble and extraordinary at the same time, she is called NSU Ro80 and was something like the German equivalent of the French Citroën DS. Not many people know about this car and how advanced she used to be when she was built in 1967.Thus the predecessor to any wedge-shaped car, the Ro is a turning point in asthetics and engineering. We persuaded Erik to take us for a ride while listening to his story how he came to buy this beauty, why he has fallen in love with her and what is so special about the Wankel engines. He talks about the cardesigner Claus Luthe, why the Ro is superior to other cars, the lines and habits of car design, tanks and baggy pants.
Link: Erik's Website
Music LA MATRICE SENSIBLE and PETERLOO MASSACRE under cc by-nc-sa 4.0 licence
FOLGE #13
Der Mann am Schlag-, Saiten-,
Tasteninstrument: Hauschka.
Volker Bertelmann / Pianist
Obwohl ein Titel seiner Veröffentlichungen The Prepared Piano lautet, habe ich lange nicht verstanden, was Volker Bertelmann da eigentlich macht. Man muß man ihn live sehen, um das Rasseln, Kratzen und die vermeintlichen Fehlklänge, die er produziert, auch physisch einordnen zu können.
Bei seinen Auftritten ist er charmant, ein Entertainer, der um sein Publikum weiß. Alleine das eine Rarität.
Seine Musik zieht mich in Bereiche, die ich sonst nur in außergewöhnlichen Momenten der Klassischen Musik finde. Ich weiß, dass vielen dieser Impuls abgeht, für mich sind es gottesdienstgleiche Augenblicke, die mich für kurze Zeit ins Nichts versenken. In den rhythmusbetonteren Bereichen seiner Musik schimmert dann seine vergangene Hiphop Karriere durch.
Anfang der 90er Jahre hatte er einen Major Vertrag mit seiner Band God's Favorite Dog, tourte bei namhaften Musikern als Vorgruppe. Doch vor dem großen Durchbruch zerfällt die Band.
Später spielt er in anderen Formationen, unter anderem als Tonetraeger und Music AM. 2004 erscheint die erste Platte als Hauschka auf Karaoke Kalk.
Links:
FOLGE #12
Das hier veröffentlichte Interview haben wir kurz vor den als Cablegate bezeichneten Begebenheiten geführt. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Wikileaks saß die ganze Zeit am überdimensionierten Tisch nebenan, daddelte am Rechner rum und grummelte ab und zu in unsere Fragen rein.
Das Interview mit Constanze war von alledem unberührt, es ging nicht um Wikileaks, es ging um sie und ihre Motivation. Auch wenn die letze Ausgabe der Vereinszeitschrift Datenschleuder fragte, ob der Chaos Computer Club (CCC) arriviert sei, weil zu medienpräsent und ein Abrutschen als „permanenter Erklärbär” oder „Computer ADAC” befürchtet wird – „der Club ist etwa so gut zu umarmen wie ein Kaktus”.
Constanze ganz aus der Rolle der Pressesprecherin rauszuholen, fand ich nicht einfach. Vielleicht hat sie auch zu häufig ähnliche Fragen gestellt bekommen. Als sie vor dem Interview fünf Tage nicht in Berlin war, hatte sie eine dreistellige Anzahl von Interviewanfragen vorliegen.
Der CCC wird als Gutachter vor das Bundesverfassungsgericht geladen, Burkhard Hirsch wird zum 80. Geburtstag am Telefon gratuliert, und alle beim CCC sind rein ehrenamtlich tätig – was mir vor diesem Interview nicht wirklich klar war. Auch ohne Wikileaks mischen sie kräftig mit im politischen Geschehen und haben dabei etwas zutiefst Humanistisches.
The Rise of the Kaktus.
Musik: Portabot und Dustmotes unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #11
Ein Obst- und Gemüsehändler in Berlin, der manchmal an den Ribbeck von Ribbeck erinnert. Das Havelland ist nicht weit, aber bei dem hier sind es nicht nur Birnen, die er den vorbeilaufenden Passanten nahelegt.
Er erklärt den Jugendlichen, warum die Pflaumensorte – die wegen der unschönen Ablagerungen auf der einen Seite nicht so toll aussieht – trotzdem gut schmeckt, und dass es nichts macht, dass die Pflaume nicht mustergültig daherkommt.
Er gibt Rezepte zu den eingekauften Gemüsesorten dazu, plappert und verkauft und hat eigentlich nie dasselbe Angebot parat. Mal mehr Kürbisse, mal mehr Beeren. Halt das, was geerntet wurde. Und dann erzählt er auf einmal, wie die Wende kam, die Betriebe kein Geld mehr zahlten, und er mit seinem LKW die Reise nach Berlin antrat und überhaupt nicht wusste, wie und vor allem wo er sein Gemüse loswerden sollte.
Dann traf er auf einen Türken, der ihn mit zur Moschee nahm. „Eine grosse Hilfe waren die Türken. Die haben uns das erste Mal das Gefühl vermittelt, ihr braucht keine Angst zu haben.”
Er verkauft die gesamte Ladung Gemüse vor der Moschee an die Türken. Und die darauffolgende Woche sind sie wieder gekommen. Und das war der Anfang von einem der loszog, Gemüse zu verkaufen.
Musik: 'Aki's Apple' Plaistow über 12rec unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #10
Ich gebe keine Fernsehinterviews”, war der erste Satz, den sie sagte. Das ist ungefähr zwei Jahre her. Seit diesem Satz wartete ich auf einen Interviewtermin.
Dass sie keine Bewegtbilder von sich machen lässt, ist unangenehm, wenn man Videointerviews dreht. Gleichzeitig fand ich es schlicht grossartig, dass sich jemand dieser Form der Berichterstattung entzieht.
Was von aussen vielleicht manieriert erscheinen mag, macht dann im Gespräch mehr als Sinn: keine Dreiminüter mit sich machen zu lassen, die nur in Klischees funktionieren. „Ich musste melancholisch gucken und so aussehen als ob ich friere”, Pelzkragen hochgestellt, im Hintergrund die S-Bahn.
Aufmerksamkeit und Marktwert scheinen zu wichtig, um sich den Medien entziehen zu können, aber sie hat mittlerweile Spass an ihrer Gegenstrategie gefunden. „Es ist mir eine grosse Freude zu sagen, dass ich kein Fernsehen mache. Und dann dieses Unverständis dafür zu ernten, dass ich das nicht mache”. An der medialen Verwertungsmaschinerie ändert das wenig, aber sie gewinnt Abstand zu einem System, das sie zumindest bedingt bedienen muss.
Ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des neuen Buches, den ähnlichen Interviews in allen grossen Zeitungen, Zeitschriften und Radiosendern, war es dann so weit. Über Leerstellen – in der Literatur und im Leben.
Musik: 'Clean Room' Milhaven über 12rec unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #9
Als ich die Pläne für sein Gebäude in der Linienstrasse Ecke Rosa-Luxemburg-Platz sah, dachte ich: Kann bitte mal jemand den Potsdamer Platz ausradieren und dort genau so etwas hinstellen?
Restaurierungsmanie am einen und Investorenlächerlichkeiten am anderen Ende prägen die Stadt und lassen Bundschuhs Gebäude noch mehr hervortreten. Schräg gegenüber langweilen die üblichen Bürobauten, exakt nach Gestaltungsvorgabe.
Bundschuh wird nicht von allen geliebt. Restaurierungsbefürworter finden ihn lästig, weil ihm die Stadtplanung ein Greul ist und die Tatsache einer vorhergeplanten Stadtstruktur unsinnig und hemmend erscheint. Er fordert grössere Freiheiten.
Er stellt damit ein System in Frage, das in der weiteren Öffentlichkeit kaum hinterfragt wird: wie weit darf die Rigidität und die Struktur der Stadtplanung gehen? Besteht innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens überhaupt die Möglichkeit Neues zu entwickeln? Vielleicht hat er jetzt - entgegen seinen eigenen Theorien - einen ersten Schritt in eine neue Richtung setzen können.
Für die Genehmigungen des zusammen mit Cosima von Bonin entworfenen Gebäudes hat er vier Jahre benötigt. Ob das Gebäude sein Versprechen einlösen kann, wird sich zeigen, wenn im Frühjahr das Baugerüst eingeholt wird.
Link: BundschuhBaumhauer Architekten
Musik: 'My Advice' Professor Kliq unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #8
Im „Schokoladenfachhandel” - so heißt es wohl offiziell - fallen die Tafeln direkt ins Auge: schlicht und einfach und in dem altmodischen Stil schon wieder sehr schick. „Erich Hamann - Bittere Schokoladen, Berlin” steht drauf und wenn man zur angegebenen Adresse fährt, findet man einen etwas angestaubt wirkenden Verkaufsladen, der Ende der 20er Jahre von dem Bauhaus Professor Johannes Itten gestaltet wurde.
Hinter dem Verkaufsladen geht es in die Manufaktur. Dort steht eine Maschine, die älter als die Firma selbst ist – betrieben mit einfachem Antriebsriemen, aber mit einer dazugehörigen Granitwalze, die kaum ersetzbar ist für die stark nachgefragte Borkeschokolade.
Gerhard Hamann, der 1934 geborene Vater, hatte nicht wirklich Zeit für ein Gespräch. Die Borkemaschine musste bedient werden. Das erfordert gleichermassen Kraft und Geschicklichkeit, aber Gerhard Hamann ist neben dem Sohn der einzige im Betrieb, der gut mit der Maschine umgehen kann.
Bis vor ein paar Monaten gab es keine Website, und ehrlich gesagt fände ich es ganz bequem, die Hamann Schokolade auch im Supermarkt und nicht nur im „Schokoladenfachhandel” kaufen zu können. Aber warum das nicht passieren wird, erzählt Andreas Hamann dann am besten selbst, der Schokoladenhersteller in der dritten Generation.
Link: Hamann Schokolade
Musik: 'Hymn For 200 Sugar Packets' Nic Bommarito über 12rec unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #7
Der Clash von Kommunisten und Faschisten, Weimarer Republik, extremes Nachtleben, Sex, Drogen, politische Weichenstellungen, Wirtschaftschaos.
Jason Lutes erzählt Geschichten, die zwischen September 1928 und Januar 1933 in Berlin spielen. Eine Zeit, die heute so merkwürdig surreal, kaum fassbar und dann doch wieder verblüffend gegenwärtig erscheint. Die Erzählstränge seiner Graphic Novel bündeln die politischen Ereignisse und führen so unausweichlich ins Desaster.
Band 1 seiner Berlin Trilogie endet mit dem sogenannten Blutmai, den drei Tage anhaltenden Strassenunruhen vom 1. bis zum 3. Mai 1929 in Wedding und Neukölln. Trotz eines Demonstrationsverbotes ruft die KPD zu Massendemonstrationen auf. Ein 13.000 köpfiges Polizeiaufgebot reagiert vollkommen überzogen und führt zu über 30 Toten und 1.228 Festnahmen. Die KPD und SPD verfeinden sich weiter, und lediglich die Nationalsozialisten profitieren bei der folgenden Wahl in Sachsen.
"Rumm rumm wuchtet vor Aschinger auf dem Alex die Dampframme. Sie ist ein Stock hoch, und die Schienen haut sie wie nichts in den Boden," schreibt Alfred Döblin. "Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte. Nächstes Jahr, 1929, wirds noch kälter." ¶
Links: Jasons Blog | Carlsen Verlag | drawn and quarterly
Berlin City of Stones Book One | english | deutsch
Berlin City of Smoke Book Two | english | deutsch
Musik: 'We Are Armed Only...' Belye Flagi Zazhigayte Medlenno über machtdose unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #6
Österreich. Warum gerade Österreich? Österreich hat einen der innovativsten Fernsehmacher aufzuweisen, und ich versteh immer noch nicht ganz genau, warum er gerade aus diesem Land kommen muss. Denn David Schalko als einen der genialsten Köpfe in der deutschsprachigen Fernsehlandschaft zu beschreiben, dürfte nicht übertrieben sein. In den letzten fünf Jahren hat er sieben Fernsehkonzepte realisiert, die so aussergewöhnlich sind, dass sie anderenorts noch nicht einmal gedacht werden können.
Eine Late Night Sendung mit 15 starr an Nylonfäden hängenden Kameras, die dadurch automatisch zum Bühnenbild werden; eine Mockumentary, die davon ausgeht, dass Österreich Europameister im Fussball geworden ist und so tut als würde sie dies alles im Nachhinein mit Interviews und Spielsequenzen dokumentieren; eine fast halbstündige Erzählsendung, die die visuellen Bilder lediglich als Begleitmedium ansieht, diese dann aber in extrem assoziativer Manier dazuschneidet - dies sind nur einige, kurz angerissene Ideen. Und sie kommen alle aus einem Hirn, das das Fernsehmachen nicht als die einzig glücklich machende Beschäftigung ansieht, sondern wie nebenbei und um Abstand zu gewinnen auch noch Erzählungen und Romane veröffentlicht.
Geschützt im Biotop des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat der ORF Rückgrat genug, David Schalko die Realisation seiner Ideen zu ermöglichen und begann 2002 mit der Sendung ohne Namen (SoN). Ausgehend von einem essayistischen Text wurden einzelne generelle Themen behandelt, die bei den Autoren schon vorher auf dem Notizzettel standen und abgehandelt werden wollten. Zum Offtext wurden assoziative Archivbilder geschnitten und sogenanntes nutzloses Wissen als Textinserts eingeblendet - die totale Überforderung des Zuschauers.
Beginnend mit dem schönen Satz: „Ich habe da ein kleines Problem”, wurde dem Zuschauer eine Form untergeschoben, die es sonst kaum im Fernsehen gibt: die Form des Essays. Intelligente Geschwätzigkeit vermischt mit grossartigem Humor über die wichtigen und alltäglichen, über die grossen und nichtigen Dinge dieser Welt. Die Form des Essays im Jugendfernsehen - konsens- und mainstreamfähig ist das wohl nicht - grossartig sehr wohl. Und das dürfte dann auch der Grund sein, warum es gerade Österreich sein muss, um jemanden wie Schalko hervorzubringen. Etwas abseits vom Betrieb, in einem Land, das noch nicht einmal halb so viele Einwohner wie Nordrhein-Westfalen und kaum nennenswerte Privatsender vorzuweisen hat, gibt es kein Moloch der ARD Anstalten - Vetternwirtschaft wahrscheinlich genau so - aber der Programmdirektor muss nicht erst die nächste Direktorenkonferenz abwarten, ob er etwas absegnen darf oder nicht.
Schalko hat die SoN als Entrée zum ORF Fernsehen genutzt, um mit einem Team, das sich vor allem auch aus Radiomitarbeitern des FM4 Umfeldes speist, die Unterhaltungsschiene der Donnerstag Nacht auszubauen. Er realisiert dort etwas, von dem andere träumen: ein alternatives Fernsehen, das andere Wege zu gehen versucht, auch mal auf Abwegen landen kann, aber immer einen neuen Ansatz verfolgt. Alles andere wäre für ihn schlichtweg zu langweilig.
Denn auch wenn er altbekannte Formate produziert, geht er sie anders an. Die Late Night Sendung Willkommen Österreich begann in den ersten zehn Ausgaben mit einem Angstkonzept. Behandelt werden sollte in jeder Ausgabe eine andere Phobieart. Willkommen Österreich war vorher eine „Vorabendillustrierte”, was wohl so etwas wie Leute heute oder Brisant im deutschen Fernsehen entsprechen dürfte. Die Vorabendillustrierte wurde eingestellt und die Idee war dann, das bereits vorhandene On Air Design und das Studio Set zu übernehmen, um es in eine andere Form zu giessen. Vorabendkitsch neu aufgegossen und einmal durch den Mixer gejagt. Das Angstkonzept funktionierte jedoch nicht, weil es nicht radikal genug war. Die Sendung wurde aber nicht eingestellt, sondern umkonzipiert und funktioniert jetzt besser als zuvor.
Auch wenn sie damit letztlich als gewöhnliche Late Night Show einzuordnen sein mag, ist sie lustiger, besser und interessanter als alles, was im Moment an schlechten Witzen bei Schmidt, Ruf und Consorten im deutschen Fernsehen über die Einschaltquoten gequält wird.
Wenn Schalko so weiter macht, wird er eines Tages der Frank Elstner Österreichs sein - ich hoffe, dass er vorher noch einmal Asyl von einem deutschen Sender angeboten bekommt, damit seine Arbeit auch hierzulande endlich gesehen werden kann.
Woran er gerade arbeitet, wollte er uns vor laufender Kamera nicht erzählen, aber es wird wieder etwas ganz anderes sein, als alles, was er vorher gemacht hat. Rock on!
LINKS
Willkommen Österreich Website
Schalkos Produktionsfirma
Wikipedia zur Sendung ohne Namen
Musik: 'Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens' EINKLANG
FOLGE #5
Zunächst: ich bin kein Theater Fan. Zu viel gesehen, was mit meiner Realität nichts zu tun und mir kaum etwas zu sagen hatte.
Aber die hier sind anders. Und machen Theater ohne sich klassischer Schauspieler zu bedienen. Sie verfrachten Experten des Alltags - so nennen sie normale Menschen, die über Kenntnisse, Erfahrungen oder Fähigkeiten in einem bestimmten Themenbereich verfügen - auf ihre Bühne und lassen diese aus ihrem Leben erzählen.
Reale Lokalpolitiker tauchen auf einmal in einer Wallenstein Adaption auf und erzählen von politischen Intrigen im kommunalen Bereich. LKW Fahrer berichten einem Theaterpublikum, das auf 47 Sitzplätzen quer zur Fahrtrichtung auf einem LKW positioniert ist, von ihrem LKW-Fahrerleben und kutschieren das Publikum umher. Zwischendrin werden die seitlich eingebauten Glasscheiben freigegeben und das Publikum blickt fortwährend im LKW sitzend auf die eigene Stadt.
Rimini Protokoll schreiben Statistische Jahrbücher zu Bühnenstücken um, lassen eine 17 stündige Bundestagsdebatte von politischen Laien nachspielen - man stelle sich das bitte vor: beliebige normale Menschen stehen am Pult des Deutschen Bundestages und sprechen Wort für Wort die Reden der Politiker nach, immitieren Worte, Gesten und Ausdruck.
Die Mitglieder des Regie Labels wechseln zwischen Bildender Kunst, Hörspiel und Theaterinszenierungen, arbeiten mal als Einzelperson, mal zu zweit und dann wieder alle drei zusammen. Die Frage, ob sie ein Kollektiv sind, verneint ein Mitglied kategorisch, ein anderes meint: na klar. In welcher Form auch immer sie zusammen arbeiten, sie nutzen ihre unterschiedlichen Ansätze und Eigenheiten auf fruchtbarste Art und Weise. Sie sind auf der Suche nach einer anderen Realität, und wollen sich bewusst keiner Kategorie zuordnen lassen, so dass ihre Arbeit immer wieder Einordnungsprobleme bereitet.
Auch wenn sich das Reden über Kunst und verwandte Spielarten oft theorielastig gestalten kann, sind diese drei handfest und sich mehr als bewusst, was sie da losgetreten haben. Das herkömmliche Theater hat sie vornehmlich genervt, und alleine das macht sie sympathisch. "Das Theater ist nicht der Ort, um zu bewundern. Das ist der Zirkus." Die Radikalität ihres Theateransatzes lässt sich zwar beschreiben, kann jedoch nicht den Besuch ihrer Theaterstücke ersetzen.
Denn ihre Experten des Alltags auf der Bühne zu sehen, kann einer kleinen Offenbarung gleichkommen. Man versteht zunächst überhaupt nicht, dass die Akteure keine Schauspieler sind und je länger das Stück läuft, um so mehr ahnt man, mit wem man es da zu tun hat.
Als sie 2007 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet wurden, gab es ein leichtes Grummeln in der Theaterlandschaft.
Sind diese Art der Aufführungen überhaupt Theater, und kann man für diese Arbeit einen Dramatikerpreis vergeben? Die Inszenierung und die zugrundeliegende Dramaturgie des Spiels bleiben jedoch bestehen.
Der Grossteil ihrer Arbeit besteht in der Recherche, dem Casting der richtigen Darsteller und der Konzeption des Stückes. Die Probe des Stückes nimmt oft den geringsten Teil ein, da ab diesem Zeitpunkt die Darsteller das Stück übernehmen.
Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel sind dokumentarisch inszenierende Soziologen, Nouveau Réalisme mit einer tiefen Skepsis gegenüber der Praxis des immergleichen Regietheaters, das sich alleine auf eine vermeintliche Genialität einer einzelnen Person berufen will. Ihre Realität sieht anders aus.
Im April 2008 wird Rimini Protokoll der Europäische Theaterpreis verliehen werden. Kategorie: Neue Realitäten.
Musik: '24 hours spoilt and damaged' this mess is mine über aerotone unter cc 2.5 lizenz
FOLGE #4
Er hat mit Dimitri Hegeman, der der Betreiber einer der bekanntesten Technodiscos weltweit werden sollte - dem Tresor in Berlin - in einer Jazz Rock Band in der Kleinstadt Werl bei Hamm in Westfalen gespielt und wurde von diesem das erste Mal mit Punk konfrontiert.
Später war er Saxophonist und Kollektivmitglied der nach sozialistischen Prinzipien auszahlenden Neue Deutsche Welle Band Geier Sturzflug. Noch mal einige Zeit später wurde er Radiomoderator und gilt heute mit seiner mehr als zehn Jahre fortdauernden Sendung 1LIVE Fiehe als Radiolegende; einige bezeichnen ihn als den John Peel Deutschlands.
Seine Radiosendung, die bis Anfang dieses Jahres Raum und Zeit hiess, führt durch verschiedenste Spielarten elektronischer Musik, um dann unerwartet einen Schlenker in Gefilde des Punk, Rock oder Jazz zu finden. Fiehe nimmt seine Zuhörer an der Hand und führt sie mit seinen Moderationen, die einen alltäglichen, kenntnisreichen oder humorvollen Ton haben können, aber immer in einfacher, nicht szeniger Sprache verfasst sind, durch die Sendung. Er ist ein Radiomoderator, wie es sie kaum noch gibt: eigensinnig, mit unglaublich fundiertem Wissen beschlagen und immer auf Spannungsbögen bedacht.
Er ist ein Geschichtenerzähler der alten Schule, seine Zielgruppe ist der Küchentisch.
FOLGE #3
Über zeitgenössisches Editorial Design, Politik und die eigene Arbeitseinstellung. Eine kleine Presseschau und ein Spaziergang über den Markt der gegenwärtigen Print Magazine.
Er sprach auf der TYPO, einer dreitägigen Designkonferenz in Berlin, und wurde vom Publikum zum beliebtesten Sprecher gewählt. Und das obwohl er von den Organisatoren in den kleinen Vortragssaal verbannt worden war. Sie wussten vorher noch nicht, was sie sich da für einen Fisch ans Land gezogen hatten.
Er ist einer der besten zeitgenössischen Print- und Magazindesigner in Deutschland. Von 2001 bis Ende 2006 war er der Art Director der Musikzeitschrift Spex bis die geschlossene Redaktion — und somit auch er — die Kündigung einreichte. Über die Hintergründe hierzu ist anderswo genug geschrieben worden.
Mario Lombardo ist ein überaus sympathischer, seit neuestem bebrillter Bartträger, der ganz genau weiss, was er will und was er kann.
In fünf Jahren Spex hat er sich ein Repertoire und einen neuen Ansatz eines Printdesigns erarbeitet, das seinesgleichen sucht. Jeden Monat zwei Wochen kreativ auf der Überholspur, neue Konzepte, neue Ansätze, neues Basteln, neues Was-geht, wie kann man noch weiter gehen. Andere Designer stehen ehrfürchtig vor seinem Output, den er mit dem monatlichen Turnus der Spex vorgelegt hat.
Er war an mehreren Hochschulen als Dozent tätig, hasst das zeitgenössische Grafik Design in Deutschland und ermuntert seine Studenten, eigene Wege zu finden.
Er will nicht kommerziell oder für grosse Konzerne arbeiten. Die Begründung hierfür ist allerdings keine dogmatisch politische, sondern eine atmosphärische: „Ich habe noch keine Sympathie zu den Leuten gefunden, mit denen man da zusammenarbeiten würde. Vielleicht kommt die noch, vielleicht muss ich das auch irgendwann. Bis jetzt gehts ohne.” Wer ihn sieht, nimmt ihm eine Einstellung ab, die er selber gar nicht proklamiert, die aber von anderen oft eingefordert wird: Authentizität.
Seine Vortragsthemen auf Konferenzen haben so grandiose Titel wie „Terror und Design”, „Design und Religion” oder „The Wow Signal and the Emotional Effect”.
Er bewegt sich zwischen grossen populistischen Themen ohne kommerzielle Kommunikation im Sinne eines rein Werberischen zu wollen. Er sucht den Inhalt: „Unser Standpunkt ist Aussage.”
Ein Gespräch mit Mario Lombardo auf der Typo2007.
Musik: Épilogue von AoyomA über aerotone unter cc 2.5 lizenz
Anmerkung
nachfolgend erwähnte Namen und Begriffe im Interview, auch wenn sie teilweise dem Schnitt zum Opfer gefallen sind, zum Verständnis und in unbestimmter Abfolge:
Alexey Brodovitch Henry Wolf Fantastic Man
Butt Magazine Vanity Fair Mike = Mike Meiré
Tyler Brulé = ehemals Wallpaper und jetzt = Monocle
SZ Magazin, brand eins, econy = Vorläufer der „brand eins”
Florian Lambl, Lo Breier = ehemals Büro X
Fons Hickmann, Eike König, ade hauser lacour, prickeln
FOLGE #2
Er ist kleiner als vorgestellt. Wie alle Filmschaffenden lässt er sich gerne in seiner arbeitsfreien Zeit einen Bart wachsen. Aber wirklich arbeitsfrei ist diese Zeit nicht. Er trifft sich mit Produzenten, telefoniert mit Regisseuren, seiner Agentur, muss Drehbücher lesen und sich entscheiden, ob das was ist oder nicht, Leute treffen, Projekte anschieben oder ablehnen.
Wie entscheidet man, ob Projekte vielversprechend sind oder nicht? Unabhängig davon, ob es Newcomer sind oder bekannte Akteure, die etwas von einem wollen. Beim nächsten guten Ding dabei sein und nicht die falschen Projekte annehmen. Schauspieler können sich schnell verheizen. Auf die falschen Pferde gesetzt und man wird nicht mehr von den richtigen Leuten angerufen.¶
Aber Prahl schafft es. Er macht die richtigen Projekte und seien es kleine Rollen oder Projekte mit Unbekannten, wenn sie nur bei ihm selber irgendwas im Bauch auslösen. Das beste Musikvideo des letzten Jahres hatte einen Protagonisten: Axel Prahl. Wenn es passiert von Wir sind Helden handelt davon, dass die Ich Person da sein will, wenn es passiert, wenn die Zeit gefriert, wenn sie explodiert. Der visuelle Darsteller dieser Metaphern dann also Prahl in seiner unnachahmlichen körperlichen Präsenz, der so häufig Kleinbürger, normale Menschen in ihrer Menschlichkeit spielt. Er ist anrührend, wie es die wenigsten Schauspieler sind.
Wo sich andere hinter ihrer sonoren Stimme, einem vermeintlich ausdrucksstarken Falten-Gesicht als Zeichen der gelebten Existenz oder auch nur einer körperlichen Bilderbuchschönheit verstecken, bricht Prahl den kleinen Mann, den Normalen, den Dicken von nebenan mit einer Emotionalität, dass es einem - oder zumindest mir - das Herz zerreisst. Und er schafft es immer wieder. Halbe Treppe war bei mir der Einstieg in die Prahlverehrung, und er schafft es im Kino genau so wie in dem 3 1/2 Minüter von Wir sind Helden. Mit der gleichen Eindringlichkeit, mit derselben Präsenz. Verena Lueken beschreibt in der F.A.Z. seine Art zu spielen als eine tollpatschige Bodenständigkeit und sie umreisst damit zwei Bereiche, die Prahl verkörpert: Emotionalität und Realität. Und beides zieht er aus seiner Physis, seinem Gesicht und seinem Spiel, das immer eine kleine Unachtsamkeit, einen kleinen Schlenker, ein kleines Daneben beinhaltet. Er improvisiert sich selbst und spielt sich in die Realität des normalen, des tatsächlichen Lebens wie sich andere in Klischees spielen. Das alles begann mit einer einzigen Szene in Nachtgestalten von Andreas Dresen, schlägt den Bogen zu dem eben beschriebenen Video von Wir sind Helden und ist manchmal in den Münster Tatorten in seiner Figur des Frank Thiel zu merken.¶
Dann also treffen wir ihn, er verspätet, wir nervös ob er die gefürchtete Schauspielerzicke sein würde, gehofft, dass er es nicht sei. „Hallo, na? Ich brauch noch Zigaretten, soll ich euch auch noch was mitbringen?” Wir gucken uns nur verdutzt an und wollen es kaum fassen.
Sein Anblick und seine Kumpelhaftigkeit lassen eher an einen gemütlichen Bauarbeiter als an die erste Riege des deutschen Schauspiels denken. Grinsend packt er mit an und hilft uns, unser Equipment in seine Wohnung zu schleppen. Wir müssen erst aufbauen, Licht setzen, und er fängt einfach an, zwischendrin am Klavier zu spielen, nimmt sich seine Gitarre. Drei Leute sind auch ein Publikum, und wir freuen uns über ihn und finden ihn schon vor dem Gespräch grossartig.¶
Wir trinken Kaffee, er spielt weiter am Klavier und auf der Gitarre. Er will nicht zu den singenden Tatort Kommissaren gehören, dabei singt er gut und hat Musik auf Lehramt studiert. Das Gespräch mit ihm ist extrem freundlich, er vergräbt sich hinter seiner ins Gesicht gehaltenen Hand, denkt nach, grinst.
Und dann das Erstaunliche als wir das Videomaterial digitalisieren: das Gesicht, die Augen. In natura ist er ein herzensnetter Typ, gutmütig und gemütlich, aber auf dem Bildschirm fangen seine Augen förmlich an zu glühen und sein Gesicht gleicht einer Offenbarung. Wir bekommen eine Ahnung davon, was das Magische an Prahl sein könnte.¶
Die Geschichte vom Wir sind Helden Video ist noch nicht zu Ende erzählt.
Prahl also spielt einen reisenden Handelsvertreter, der sich in tristen Hotels wiederfindet und sich heimlich morgens vor dem Spiegel mit Niveacreme eine Irokesenfrisur macht, an seinem Autorückspiegel Indianer-Devotionalien baumeln hat und dann - vollkommen absurd, aber das ist egal - auf der Landstrasse mitten in der Pampa auf eine Gruppe von Indianern trifft. Er trifft Freunde nach einem trostlosen, beschissenen Alltag. Er hat sein Zuhause bei seinen Freunden gefunden. So pathetisch, so simpel. Die Verkörperung dessen und das Spiel dieser absurden Geschichte wird von Prahl so dargestellt, dass man es nachvollzieht und dem Protagonisten folgt. Das ist seine Aufgabe als Schauspieler, aber Prahl geht weiter. Axel Prahl: Charismatiker des Alltags, Verkörperung der unscheinbaren Menschlichkeit, Superstar der kleinen, wahrhaftigen Gesten.¶
Musik: You and the Stars von Cantaloup über aerotone unter cc 2.5 lizenz
FOLGE #1
Otto Pfeiffer ist seit Mitte der neunziger Jahre eine kleine Institution in Berlin. Die Sushibar Mäcky Messer, die er in der Mulackstrasse von 1996 bis 2001 betreibt, gilt immer noch als legendär.
Ein vielleicht 20 Quadratmeter grosser Raum mit 12 Sitzplätzen, die grösstenteils um den Arbeitsplatz des Kochs angeordnet sind, so dass die Gäste ihm zwangsläufig bei der Sushizubereitung zuschauen müssen. Das beinhaltet auch, dass man Otto gar nicht aus dem Weg gehen kann. Aber genau deshalb kommt man auch zu ihm. Reden, essen, lecker.¶
Otto ist ein Phänomen. Als normaler Gast – gänzlich unvertraut mit der offiziellen Sterne-Küche – ist man es nicht gewohnt, mit dem Koch über das Essen zu reden, ob und warum es einem geschmeckt hat. Otto macht genau das. Und er kocht und backt und empfiehlt, probiert Neues aus und überredet seine Gäste ebendies zu tun.¶
Ottos Essen ist günstig, macht Spass und holt einen raus aus dem Alltag. Jedem zu empfehlen, der etwas mehr als die fünf Euro beim Thai ausgeben und mal wieder gut Essen gehen möchte. Dass seine Küche dabei eine Mischung aus norddeutscher und japanischer Küche ist, klingt nur irritierend nach Fusionsküche. Davon nicht abschrecken lasssen. Das Essen ist einfach grossartig, unbedingt die Tartes probieren! Die sind phänomenal. Otto hätte auch nur Patissier werden können und schon dann einige Menschen auf dieser Erde glücklich gemacht.¶
Es geht darum, dass man die einzelnen Zutaten schmecken kann, sie aber auch miteinander verbunden sind.” Klingt einfach. Aber genau darin liegt die Kunst des Ganzen. Dass Otto einem erklärt, was und wie er kocht, dass es ihm wichtig ist, den Austausch mit seinen Gästen zu suchen. Alleine das macht einen Besuch im Oki zu einem guten Abend.¶
Fast nebenbei bekommt man dann Gerichte serviert, die man so noch nicht gesehen, geschweige denn gegessen hat. Entenbrust mit karamelisierten Backpflaumen und Wokgemüse, karamellisierte Boskop-Apfel Fischsuppe, Kalbstafelspitz in Teriyakisosse mit Birne, Passionsfrucht-Mango-Tarte. Otto bringt auf wundersame Weise japanischen Minimalismus und norddeutsche Deftigkeit zusammen. „Das Schwere wird leicht, und das Leichte wird schwerer.”¶
Das Oki wurde 2008 geschlossen. Es befand sich in der
Oderberger Strasse 23
Berlin Prenzlauer Berg.
Ottos neuestes Vorhaben: Gourmetküche im Einmachglas.
Video unter cc 3.0 lizenz
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FOLGE ist ein Magazin von
FRERK JON LINTZ – EUGEN-SCHÖNHAAR-STR 4 – 10407 BERLIN – TEL +49 (0) 30 95993320 – FRERK @ LINTZ.CO – USt-ID DE230036331
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FOLGE #16
Ein Hinterhof in Kreuzberg 36, nebenan das Hardwax, oberstes Stockwerk. Die Neuman VSM70 hat 1974 350.000,- Mark gekostet, stand eine Zeit lang bei Motown Records, jetzt thront sie wie aus einer anderen Zeit gebeamt in diesem Raum. Daneben drei spezialgefertigte Racks zugepflastert mit Knöpfen, Reglern, Pegel-Anzeigen.
1996 hat er das Studio von Basic Channel übernommen, die sich die Schneidemaschine besorgten, weil sie unzufrieden mit den Mischungen der eigenen Produktionen waren und für sich und den Freundeskreis Platten schneiden wollten. Heute sind die zwei Masteringstudios in jeweils drei Schichten unterteilt, fünf Ingenieure teilen die Schichten unter sich auf.
In der Ecke schimmern die Folien, auf die geschnitten wird, schwarz im Gegenlicht. „Bass braucht Platz beim Schneiden”, brummt Christoph, denn wie bei Lautsprechern dehnen sich die Tiefen auch in der geschnittenen Rille weiter aus.
Nachdem er den Schnitt unter dem Mikroskop kontrolliert, ritzt er mit der Nadel Bezeichnung und Kürzel in die Folie, die dann zum Presswerk geht.
Platten haben ihn schon als Kind fasziniert, aber „so ganz rational ist diese ganze Plattensammlerei natürlich nicht”, seufzt er und grinst etwas schief, dann lacht er tief und schnarrend. Und da ist er dann wieder: der Bass.
Link: Dubplates & Mastering
(c) Zusätzliche Fotografien Andreas Chudowski
FOLGE #15
Deeply impressed by Scott McCloud's theories on seeing, story telling and visual reading, I was eager for everything he published since his book Understanding comics came out in 1993.
He opened up comics in a new way, explaining pictures, words and fragments of the world, visible and invisible things. He made the reader learn about what is going on within the comic panels and what happens while imagining between the panels. How does the brain render images while looking at the pages?
Time, sequences and rhythm form not only comics but as well motion pictures, games, virtual reality and the abstract pictures we have of the world we live in. So Scott is explaining more than just comics. He explains patterns and mechanisms, the very basics of visual language.
Each medium has its opportunities and its own unique limitations, but creating whole new worlds with just a plain pencil and a piece of paper can be so very astonishing. By explaining these worlds Scott gives us hints how we can achieve more grand experiences in the world of comics or any other media. Study his theories.
Links:
video under cc by-nc-sa 4.0 licence
FOLGE #14
Überfather of German graphic design and one of the few internationally known German typographers, Erik Spiekermann does not care that much for cars nowadays.He is more into his 13 or so bicycles, that he is driving in a rather quick manner in the streets of Berlin, London or San Francisco. Try to catch him on his bike, you will hardly succeed.
Nonetheless there is this blue car parking in his Berlin garage, that you do not see that often in the streets anymore. Elegant, humble and extraordinary at the same time, she is called NSU Ro80 and was something like the German equivalent of the French Citroën DS. Not many people know about this car and how advanced she used to be when she was built in 1967.Thus the predecessor to any wedge-shaped car, the Ro is a turning point in asthetics and engineering. We persuaded Erik to take us for a ride while listening to his story how he came to buy this beauty, why he has fallen in love with her and what is so special about the Wankel engines. He talks about the cardesigner Claus Luthe, why the Ro is superior to other cars, the lines and habits of car design, tanks and baggy pants.
Link: Erik's Website
Music LA MATRICE SENSIBLE and PETERLOO MASSACRE under cc by-nc-sa 4.0 licence
FOLGE #13
Der Mann am Schlag-, Saiten-,
Tasteninstrument: Hauschka.
Volker Bertelmann / Pianist
Obwohl ein Titel seiner Veröffentlichungen The Prepared Piano lautet, habe ich lange nicht verstanden, was Volker Bertelmann da eigentlich macht. Man muß man ihn live sehen, um das Rasseln, Kratzen und die vermeintlichen Fehlklänge, die er produziert, auch physisch einordnen zu können.
Bei seinen Auftritten ist er charmant, ein Entertainer, der um sein Publikum weiß. Alleine das eine Rarität.
Seine Musik zieht mich in Bereiche, die ich sonst nur in außergewöhnlichen Momenten der Klassischen Musik finde. Ich weiß, dass vielen dieser Impuls abgeht, für mich sind es gottesdienstgleiche Augenblicke, die mich für kurze Zeit ins Nichts versenken. In den rhythmusbetonteren Bereichen seiner Musik schimmert dann seine vergangene Hiphop Karriere durch.
Anfang der 90er Jahre hatte er einen Major Vertrag mit seiner Band God's Favorite Dog, tourte bei namhaften Musikern als Vorgruppe. Doch vor dem großen Durchbruch zerfällt die Band.
Später spielt er in anderen Formationen, unter anderem als Tonetraeger und Music AM. 2004 erscheint die erste Platte als Hauschka auf Karaoke Kalk.
Links:
FOLGE #12
Das hier veröffentlichte Interview haben wir kurz vor den als Cablegate bezeichneten Begebenheiten geführt. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Wikileaks saß die ganze Zeit am überdimensionierten Tisch nebenan, daddelte am Rechner rum und grummelte ab und zu in unsere Fragen rein.
Das Interview mit Constanze war von alledem unberührt, es ging nicht um Wikileaks, es ging um sie und ihre Motivation. Auch wenn die letze Ausgabe der Vereinszeitschrift Datenschleuder fragte, ob der Chaos Computer Club (CCC) arriviert sei, weil zu medienpräsent und ein Abrutschen als „permanenter Erklärbär” oder „Computer ADAC” befürchtet wird – „der Club ist etwa so gut zu umarmen wie ein Kaktus”.
Constanze ganz aus der Rolle der Pressesprecherin rauszuholen, fand ich nicht einfach. Vielleicht hat sie auch zu häufig ähnliche Fragen gestellt bekommen. Als sie vor dem Interview fünf Tage nicht in Berlin war, hatte sie eine dreistellige Anzahl von Interviewanfragen vorliegen.
Der CCC wird als Gutachter vor das Bundesverfassungsgericht geladen, Burkhard Hirsch wird zum 80. Geburtstag am Telefon gratuliert, und alle beim CCC sind rein ehrenamtlich tätig – was mir vor diesem Interview nicht wirklich klar war. Auch ohne Wikileaks mischen sie kräftig mit im politischen Geschehen und haben dabei etwas zutiefst Humanistisches.
The Rise of the Kaktus.
Musik: Portabot und Dustmotes unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #11
Ein Obst- und Gemüsehändler in Berlin, der manchmal an den Ribbeck von Ribbeck erinnert. Das Havelland ist nicht weit, aber bei dem hier sind es nicht nur Birnen, die er den vorbeilaufenden Passanten nahelegt.
Er erklärt den Jugendlichen, warum die Pflaumensorte – die wegen der unschönen Ablagerungen auf der einen Seite nicht so toll aussieht – trotzdem gut schmeckt, und dass es nichts macht, dass die Pflaume nicht mustergültig daherkommt.
Er gibt Rezepte zu den eingekauften Gemüsesorten dazu, plappert und verkauft und hat eigentlich nie dasselbe Angebot parat. Mal mehr Kürbisse, mal mehr Beeren. Halt das, was geerntet wurde. Und dann erzählt er auf einmal, wie die Wende kam, die Betriebe kein Geld mehr zahlten, und er mit seinem LKW die Reise nach Berlin antrat und überhaupt nicht wusste, wie und vor allem wo er sein Gemüse loswerden sollte.
Dann traf er auf einen Türken, der ihn mit zur Moschee nahm. „Eine grosse Hilfe waren die Türken. Die haben uns das erste Mal das Gefühl vermittelt, ihr braucht keine Angst zu haben.”
Er verkauft die gesamte Ladung Gemüse vor der Moschee an die Türken. Und die darauffolgende Woche sind sie wieder gekommen. Und das war der Anfang von einem der loszog, Gemüse zu verkaufen.
Musik: 'Aki's Apple' Plaistow über 12rec unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #10
Ich gebe keine Fernsehinterviews”, war der erste Satz, den sie sagte. Das ist ungefähr zwei Jahre her. Seit diesem Satz wartete ich auf einen Interviewtermin.
Dass sie keine Bewegtbilder von sich machen lässt, ist unangenehm, wenn man Videointerviews dreht. Gleichzeitig fand ich es schlicht grossartig, dass sich jemand dieser Form der Berichterstattung entzieht.
Was von aussen vielleicht manieriert erscheinen mag, macht dann im Gespräch mehr als Sinn: keine Dreiminüter mit sich machen zu lassen, die nur in Klischees funktionieren. „Ich musste melancholisch gucken und so aussehen als ob ich friere”, Pelzkragen hochgestellt, im Hintergrund die S-Bahn.
Aufmerksamkeit und Marktwert scheinen zu wichtig, um sich den Medien entziehen zu können, aber sie hat mittlerweile Spass an ihrer Gegenstrategie gefunden. „Es ist mir eine grosse Freude zu sagen, dass ich kein Fernsehen mache. Und dann dieses Unverständis dafür zu ernten, dass ich das nicht mache”. An der medialen Verwertungsmaschinerie ändert das wenig, aber sie gewinnt Abstand zu einem System, das sie zumindest bedingt bedienen muss.
Ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des neuen Buches, den ähnlichen Interviews in allen grossen Zeitungen, Zeitschriften und Radiosendern, war es dann so weit. Über Leerstellen – in der Literatur und im Leben.
Musik: 'Clean Room' Milhaven über 12rec unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #9
Als ich die Pläne für sein Gebäude in der Linienstrasse Ecke Rosa-Luxemburg-Platz sah, dachte ich: Kann bitte mal jemand den Potsdamer Platz ausradieren und dort genau so etwas hinstellen?
Restaurierungsmanie am einen und Investorenlächerlichkeiten am anderen Ende prägen die Stadt und lassen Bundschuhs Gebäude noch mehr hervortreten. Schräg gegenüber langweilen die üblichen Bürobauten, exakt nach Gestaltungsvorgabe.
Bundschuh wird nicht von allen geliebt. Restaurierungsbefürworter finden ihn lästig, weil ihm die Stadtplanung ein Greul ist und die Tatsache einer vorhergeplanten Stadtstruktur unsinnig und hemmend erscheint. Er fordert grössere Freiheiten.
Er stellt damit ein System in Frage, das in der weiteren Öffentlichkeit kaum hinterfragt wird: wie weit darf die Rigidität und die Struktur der Stadtplanung gehen? Besteht innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens überhaupt die Möglichkeit Neues zu entwickeln? Vielleicht hat er jetzt - entgegen seinen eigenen Theorien - einen ersten Schritt in eine neue Richtung setzen können.
Für die Genehmigungen des zusammen mit Cosima von Bonin entworfenen Gebäudes hat er vier Jahre benötigt. Ob das Gebäude sein Versprechen einlösen kann, wird sich zeigen, wenn im Frühjahr das Baugerüst eingeholt wird.
Link: BundschuhBaumhauer Architekten
Musik: 'My Advice' Professor Kliq unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #8
Im „Schokoladenfachhandel” - so heißt es wohl offiziell - fallen die Tafeln direkt ins Auge: schlicht und einfach und in dem altmodischen Stil schon wieder sehr schick. „Erich Hamann - Bittere Schokoladen, Berlin” steht drauf und wenn man zur angegebenen Adresse fährt, findet man einen etwas angestaubt wirkenden Verkaufsladen, der Ende der 20er Jahre von dem Bauhaus Professor Johannes Itten gestaltet wurde.
Hinter dem Verkaufsladen geht es in die Manufaktur. Dort steht eine Maschine, die älter als die Firma selbst ist – betrieben mit einfachem Antriebsriemen, aber mit einer dazugehörigen Granitwalze, die kaum ersetzbar ist für die stark nachgefragte Borkeschokolade.
Gerhard Hamann, der 1934 geborene Vater, hatte nicht wirklich Zeit für ein Gespräch. Die Borkemaschine musste bedient werden. Das erfordert gleichermassen Kraft und Geschicklichkeit, aber Gerhard Hamann ist neben dem Sohn der einzige im Betrieb, der gut mit der Maschine umgehen kann.
Bis vor ein paar Monaten gab es keine Website, und ehrlich gesagt fände ich es ganz bequem, die Hamann Schokolade auch im Supermarkt und nicht nur im „Schokoladenfachhandel” kaufen zu können. Aber warum das nicht passieren wird, erzählt Andreas Hamann dann am besten selbst, der Schokoladenhersteller in der dritten Generation.
Link: Hamann Schokolade
Musik: 'Hymn For 200 Sugar Packets' Nic Bommarito über 12rec unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #7
Der Clash von Kommunisten und Faschisten, Weimarer Republik, extremes Nachtleben, Sex, Drogen, politische Weichenstellungen, Wirtschaftschaos.
Jason Lutes erzählt Geschichten, die zwischen September 1928 und Januar 1933 in Berlin spielen. Eine Zeit, die heute so merkwürdig surreal, kaum fassbar und dann doch wieder verblüffend gegenwärtig erscheint. Die Erzählstränge seiner Graphic Novel bündeln die politischen Ereignisse und führen so unausweichlich ins Desaster.
Band 1 seiner Berlin Trilogie endet mit dem sogenannten Blutmai, den drei Tage anhaltenden Strassenunruhen vom 1. bis zum 3. Mai 1929 in Wedding und Neukölln. Trotz eines Demonstrationsverbotes ruft die KPD zu Massendemonstrationen auf. Ein 13.000 köpfiges Polizeiaufgebot reagiert vollkommen überzogen und führt zu über 30 Toten und 1.228 Festnahmen. Die KPD und SPD verfeinden sich weiter, und lediglich die Nationalsozialisten profitieren bei der folgenden Wahl in Sachsen.
"Rumm rumm wuchtet vor Aschinger auf dem Alex die Dampframme. Sie ist ein Stock hoch, und die Schienen haut sie wie nichts in den Boden," schreibt Alfred Döblin. "Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte. Nächstes Jahr, 1929, wirds noch kälter." ¶
Links: Jasons Blog | Carlsen Verlag | drawn and quarterly
Berlin City of Stones Book One | english | deutsch
Berlin City of Smoke Book Two | english | deutsch
Musik: 'We Are Armed Only...' Belye Flagi Zazhigayte Medlenno über machtdose unter cc 3.0 lizenz
FOLGE #6
Österreich. Warum gerade Österreich? Österreich hat einen der innovativsten Fernsehmacher aufzuweisen, und ich versteh immer noch nicht ganz genau, warum er gerade aus diesem Land kommen muss. Denn David Schalko als einen der genialsten Köpfe in der deutschsprachigen Fernsehlandschaft zu beschreiben, dürfte nicht übertrieben sein. In den letzten fünf Jahren hat er sieben Fernsehkonzepte realisiert, die so aussergewöhnlich sind, dass sie anderenorts noch nicht einmal gedacht werden können.
Eine Late Night Sendung mit 15 starr an Nylonfäden hängenden Kameras, die dadurch automatisch zum Bühnenbild werden; eine Mockumentary, die davon ausgeht, dass Österreich Europameister im Fussball geworden ist und so tut als würde sie dies alles im Nachhinein mit Interviews und Spielsequenzen dokumentieren; eine fast halbstündige Erzählsendung, die die visuellen Bilder lediglich als Begleitmedium ansieht, diese dann aber in extrem assoziativer Manier dazuschneidet - dies sind nur einige, kurz angerissene Ideen. Und sie kommen alle aus einem Hirn, das das Fernsehmachen nicht als die einzig glücklich machende Beschäftigung ansieht, sondern wie nebenbei und um Abstand zu gewinnen auch noch Erzählungen und Romane veröffentlicht.
Geschützt im Biotop des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat der ORF Rückgrat genug, David Schalko die Realisation seiner Ideen zu ermöglichen und begann 2002 mit der Sendung ohne Namen (SoN). Ausgehend von einem essayistischen Text wurden einzelne generelle Themen behandelt, die bei den Autoren schon vorher auf dem Notizzettel standen und abgehandelt werden wollten. Zum Offtext wurden assoziative Archivbilder geschnitten und sogenanntes nutzloses Wissen als Textinserts eingeblendet - die totale Überforderung des Zuschauers.
Beginnend mit dem schönen Satz: „Ich habe da ein kleines Problem”, wurde dem Zuschauer eine Form untergeschoben, die es sonst kaum im Fernsehen gibt: die Form des Essays. Intelligente Geschwätzigkeit vermischt mit grossartigem Humor über die wichtigen und alltäglichen, über die grossen und nichtigen Dinge dieser Welt. Die Form des Essays im Jugendfernsehen - konsens- und mainstreamfähig ist das wohl nicht - grossartig sehr wohl. Und das dürfte dann auch der Grund sein, warum es gerade Österreich sein muss, um jemanden wie Schalko hervorzubringen. Etwas abseits vom Betrieb, in einem Land, das noch nicht einmal halb so viele Einwohner wie Nordrhein-Westfalen und kaum nennenswerte Privatsender vorzuweisen hat, gibt es kein Moloch der ARD Anstalten - Vetternwirtschaft wahrscheinlich genau so - aber der Programmdirektor muss nicht erst die nächste Direktorenkonferenz abwarten, ob er etwas absegnen darf oder nicht.
Schalko hat die SoN als Entrée zum ORF Fernsehen genutzt, um mit einem Team, das sich vor allem auch aus Radiomitarbeitern des FM4 Umfeldes speist, die Unterhaltungsschiene der Donnerstag Nacht auszubauen. Er realisiert dort etwas, von dem andere träumen: ein alternatives Fernsehen, das andere Wege zu gehen versucht, auch mal auf Abwegen landen kann, aber immer einen neuen Ansatz verfolgt. Alles andere wäre für ihn schlichtweg zu langweilig.
Denn auch wenn er altbekannte Formate produziert, geht er sie anders an. Die Late Night Sendung Willkommen Österreich begann in den ersten zehn Ausgaben mit einem Angstkonzept. Behandelt werden sollte in jeder Ausgabe eine andere Phobieart. Willkommen Österreich war vorher eine „Vorabendillustrierte”, was wohl so etwas wie Leute heute oder Brisant im deutschen Fernsehen entsprechen dürfte. Die Vorabendillustrierte wurde eingestellt und die Idee war dann, das bereits vorhandene On Air Design und das Studio Set zu übernehmen, um es in eine andere Form zu giessen. Vorabendkitsch neu aufgegossen und einmal durch den Mixer gejagt. Das Angstkonzept funktionierte jedoch nicht, weil es nicht radikal genug war. Die Sendung wurde aber nicht eingestellt, sondern umkonzipiert und funktioniert jetzt besser als zuvor.
Auch wenn sie damit letztlich als gewöhnliche Late Night Show einzuordnen sein mag, ist sie lustiger, besser und interessanter als alles, was im Moment an schlechten Witzen bei Schmidt, Ruf und Consorten im deutschen Fernsehen über die Einschaltquoten gequält wird.
Wenn Schalko so weiter macht, wird er eines Tages der Frank Elstner Österreichs sein - ich hoffe, dass er vorher noch einmal Asyl von einem deutschen Sender angeboten bekommt, damit seine Arbeit auch hierzulande endlich gesehen werden kann.
Woran er gerade arbeitet, wollte er uns vor laufender Kamera nicht erzählen, aber es wird wieder etwas ganz anderes sein, als alles, was er vorher gemacht hat. Rock on!
LINKS
Willkommen Österreich Website
Schalkos Produktionsfirma
Wikipedia zur Sendung ohne Namen
Musik: 'Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens' EINKLANG
FOLGE #5
Zunächst: ich bin kein Theater Fan. Zu viel gesehen, was mit meiner Realität nichts zu tun und mir kaum etwas zu sagen hatte.
Aber die hier sind anders. Und machen Theater ohne sich klassischer Schauspieler zu bedienen. Sie verfrachten Experten des Alltags - so nennen sie normale Menschen, die über Kenntnisse, Erfahrungen oder Fähigkeiten in einem bestimmten Themenbereich verfügen - auf ihre Bühne und lassen diese aus ihrem Leben erzählen.
Reale Lokalpolitiker tauchen auf einmal in einer Wallenstein Adaption auf und erzählen von politischen Intrigen im kommunalen Bereich. LKW Fahrer berichten einem Theaterpublikum, das auf 47 Sitzplätzen quer zur Fahrtrichtung auf einem LKW positioniert ist, von ihrem LKW-Fahrerleben und kutschieren das Publikum umher. Zwischendrin werden die seitlich eingebauten Glasscheiben freigegeben und das Publikum blickt fortwährend im LKW sitzend auf die eigene Stadt.
Rimini Protokoll schreiben Statistische Jahrbücher zu Bühnenstücken um, lassen eine 17 stündige Bundestagsdebatte von politischen Laien nachspielen - man stelle sich das bitte vor: beliebige normale Menschen stehen am Pult des Deutschen Bundestages und sprechen Wort für Wort die Reden der Politiker nach, immitieren Worte, Gesten und Ausdruck.
Die Mitglieder des Regie Labels wechseln zwischen Bildender Kunst, Hörspiel und Theaterinszenierungen, arbeiten mal als Einzelperson, mal zu zweit und dann wieder alle drei zusammen. Die Frage, ob sie ein Kollektiv sind, verneint ein Mitglied kategorisch, ein anderes meint: na klar. In welcher Form auch immer sie zusammen arbeiten, sie nutzen ihre unterschiedlichen Ansätze und Eigenheiten auf fruchtbarste Art und Weise. Sie sind auf der Suche nach einer anderen Realität, und wollen sich bewusst keiner Kategorie zuordnen lassen, so dass ihre Arbeit immer wieder Einordnungsprobleme bereitet.
Auch wenn sich das Reden über Kunst und verwandte Spielarten oft theorielastig gestalten kann, sind diese drei handfest und sich mehr als bewusst, was sie da losgetreten haben. Das herkömmliche Theater hat sie vornehmlich genervt, und alleine das macht sie sympathisch. "Das Theater ist nicht der Ort, um zu bewundern. Das ist der Zirkus." Die Radikalität ihres Theateransatzes lässt sich zwar beschreiben, kann jedoch nicht den Besuch ihrer Theaterstücke ersetzen.
Denn ihre Experten des Alltags auf der Bühne zu sehen, kann einer kleinen Offenbarung gleichkommen. Man versteht zunächst überhaupt nicht, dass die Akteure keine Schauspieler sind und je länger das Stück läuft, um so mehr ahnt man, mit wem man es da zu tun hat.
Als sie 2007 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet wurden, gab es ein leichtes Grummeln in der Theaterlandschaft.
Sind diese Art der Aufführungen überhaupt Theater, und kann man für diese Arbeit einen Dramatikerpreis vergeben? Die Inszenierung und die zugrundeliegende Dramaturgie des Spiels bleiben jedoch bestehen.
Der Grossteil ihrer Arbeit besteht in der Recherche, dem Casting der richtigen Darsteller und der Konzeption des Stückes. Die Probe des Stückes nimmt oft den geringsten Teil ein, da ab diesem Zeitpunkt die Darsteller das Stück übernehmen.
Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel sind dokumentarisch inszenierende Soziologen, Nouveau Réalisme mit einer tiefen Skepsis gegenüber der Praxis des immergleichen Regietheaters, das sich alleine auf eine vermeintliche Genialität einer einzelnen Person berufen will. Ihre Realität sieht anders aus.
Im April 2008 wird Rimini Protokoll der Europäische Theaterpreis verliehen werden. Kategorie: Neue Realitäten.
Musik: '24 hours spoilt and damaged' this mess is mine über aerotone unter cc 2.5 lizenz
FOLGE #4
Er hat mit Dimitri Hegeman, der der Betreiber einer der bekanntesten Technodiscos weltweit werden sollte - dem Tresor in Berlin - in einer Jazz Rock Band in der Kleinstadt Werl bei Hamm in Westfalen gespielt und wurde von diesem das erste Mal mit Punk konfrontiert.
Später war er Saxophonist und Kollektivmitglied der nach sozialistischen Prinzipien auszahlenden Neue Deutsche Welle Band Geier Sturzflug. Noch mal einige Zeit später wurde er Radiomoderator und gilt heute mit seiner mehr als zehn Jahre fortdauernden Sendung 1LIVE Fiehe als Radiolegende; einige bezeichnen ihn als den John Peel Deutschlands.
Seine Radiosendung, die bis Anfang dieses Jahres Raum und Zeit hiess, führt durch verschiedenste Spielarten elektronischer Musik, um dann unerwartet einen Schlenker in Gefilde des Punk, Rock oder Jazz zu finden. Fiehe nimmt seine Zuhörer an der Hand und führt sie mit seinen Moderationen, die einen alltäglichen, kenntnisreichen oder humorvollen Ton haben können, aber immer in einfacher, nicht szeniger Sprache verfasst sind, durch die Sendung. Er ist ein Radiomoderator, wie es sie kaum noch gibt: eigensinnig, mit unglaublich fundiertem Wissen beschlagen und immer auf Spannungsbögen bedacht.
Er ist ein Geschichtenerzähler der alten Schule, seine Zielgruppe ist der Küchentisch.
FOLGE #3
Über zeitgenössisches Editorial Design, Politik und die eigene Arbeitseinstellung. Eine kleine Presseschau und ein Spaziergang über den Markt der gegenwärtigen Print Magazine.
Er sprach auf der TYPO, einer dreitägigen Designkonferenz in Berlin, und wurde vom Publikum zum beliebtesten Sprecher gewählt. Und das obwohl er von den Organisatoren in den kleinen Vortragssaal verbannt worden war. Sie wussten vorher noch nicht, was sie sich da für einen Fisch ans Land gezogen hatten.
Er ist einer der besten zeitgenössischen Print- und Magazindesigner in Deutschland. Von 2001 bis Ende 2006 war er der Art Director der Musikzeitschrift Spex bis die geschlossene Redaktion — und somit auch er — die Kündigung einreichte. Über die Hintergründe hierzu ist anderswo genug geschrieben worden.
Mario Lombardo ist ein überaus sympathischer, seit neuestem bebrillter Bartträger, der ganz genau weiss, was er will und was er kann.
In fünf Jahren Spex hat er sich ein Repertoire und einen neuen Ansatz eines Printdesigns erarbeitet, das seinesgleichen sucht. Jeden Monat zwei Wochen kreativ auf der Überholspur, neue Konzepte, neue Ansätze, neues Basteln, neues Was-geht, wie kann man noch weiter gehen. Andere Designer stehen ehrfürchtig vor seinem Output, den er mit dem monatlichen Turnus der Spex vorgelegt hat.
Er war an mehreren Hochschulen als Dozent tätig, hasst das zeitgenössische Grafik Design in Deutschland und ermuntert seine Studenten, eigene Wege zu finden.
Er will nicht kommerziell oder für grosse Konzerne arbeiten. Die Begründung hierfür ist allerdings keine dogmatisch politische, sondern eine atmosphärische: „Ich habe noch keine Sympathie zu den Leuten gefunden, mit denen man da zusammenarbeiten würde. Vielleicht kommt die noch, vielleicht muss ich das auch irgendwann. Bis jetzt gehts ohne.” Wer ihn sieht, nimmt ihm eine Einstellung ab, die er selber gar nicht proklamiert, die aber von anderen oft eingefordert wird: Authentizität.
Seine Vortragsthemen auf Konferenzen haben so grandiose Titel wie „Terror und Design”, „Design und Religion” oder „The Wow Signal and the Emotional Effect”.
Er bewegt sich zwischen grossen populistischen Themen ohne kommerzielle Kommunikation im Sinne eines rein Werberischen zu wollen. Er sucht den Inhalt: „Unser Standpunkt ist Aussage.”
Ein Gespräch mit Mario Lombardo auf der Typo2007.
Musik: Épilogue von AoyomA über aerotone unter cc 2.5 lizenz
Anmerkung
nachfolgend erwähnte Namen und Begriffe im Interview, auch wenn sie teilweise dem Schnitt zum Opfer gefallen sind, zum Verständnis und in unbestimmter Abfolge:
Alexey Brodovitch Henry Wolf Fantastic Man
Butt Magazine Vanity Fair Mike = Mike Meiré
Tyler Brulé = ehemals Wallpaper und jetzt = Monocle
SZ Magazin, brand eins, econy = Vorläufer der „brand eins”
Florian Lambl, Lo Breier = ehemals Büro X
Fons Hickmann, Eike König, ade hauser lacour, prickeln
FOLGE #2
Er ist kleiner als vorgestellt. Wie alle Filmschaffenden lässt er sich gerne in seiner arbeitsfreien Zeit einen Bart wachsen. Aber wirklich arbeitsfrei ist diese Zeit nicht. Er trifft sich mit Produzenten, telefoniert mit Regisseuren, seiner Agentur, muss Drehbücher lesen und sich entscheiden, ob das was ist oder nicht, Leute treffen, Projekte anschieben oder ablehnen.
Wie entscheidet man, ob Projekte vielversprechend sind oder nicht? Unabhängig davon, ob es Newcomer sind oder bekannte Akteure, die etwas von einem wollen. Beim nächsten guten Ding dabei sein und nicht die falschen Projekte annehmen. Schauspieler können sich schnell verheizen. Auf die falschen Pferde gesetzt und man wird nicht mehr von den richtigen Leuten angerufen.¶
Aber Prahl schafft es. Er macht die richtigen Projekte und seien es kleine Rollen oder Projekte mit Unbekannten, wenn sie nur bei ihm selber irgendwas im Bauch auslösen. Das beste Musikvideo des letzten Jahres hatte einen Protagonisten: Axel Prahl. Wenn es passiert von Wir sind Helden handelt davon, dass die Ich Person da sein will, wenn es passiert, wenn die Zeit gefriert, wenn sie explodiert. Der visuelle Darsteller dieser Metaphern dann also Prahl in seiner unnachahmlichen körperlichen Präsenz, der so häufig Kleinbürger, normale Menschen in ihrer Menschlichkeit spielt. Er ist anrührend, wie es die wenigsten Schauspieler sind.
Wo sich andere hinter ihrer sonoren Stimme, einem vermeintlich ausdrucksstarken Falten-Gesicht als Zeichen der gelebten Existenz oder auch nur einer körperlichen Bilderbuchschönheit verstecken, bricht Prahl den kleinen Mann, den Normalen, den Dicken von nebenan mit einer Emotionalität, dass es einem - oder zumindest mir - das Herz zerreisst. Und er schafft es immer wieder. Halbe Treppe war bei mir der Einstieg in die Prahlverehrung, und er schafft es im Kino genau so wie in dem 3 1/2 Minüter von Wir sind Helden. Mit der gleichen Eindringlichkeit, mit derselben Präsenz. Verena Lueken beschreibt in der F.A.Z. seine Art zu spielen als eine tollpatschige Bodenständigkeit und sie umreisst damit zwei Bereiche, die Prahl verkörpert: Emotionalität und Realität. Und beides zieht er aus seiner Physis, seinem Gesicht und seinem Spiel, das immer eine kleine Unachtsamkeit, einen kleinen Schlenker, ein kleines Daneben beinhaltet. Er improvisiert sich selbst und spielt sich in die Realität des normalen, des tatsächlichen Lebens wie sich andere in Klischees spielen. Das alles begann mit einer einzigen Szene in Nachtgestalten von Andreas Dresen, schlägt den Bogen zu dem eben beschriebenen Video von Wir sind Helden und ist manchmal in den Münster Tatorten in seiner Figur des Frank Thiel zu merken.¶
Dann also treffen wir ihn, er verspätet, wir nervös ob er die gefürchtete Schauspielerzicke sein würde, gehofft, dass er es nicht sei. „Hallo, na? Ich brauch noch Zigaretten, soll ich euch auch noch was mitbringen?” Wir gucken uns nur verdutzt an und wollen es kaum fassen.
Sein Anblick und seine Kumpelhaftigkeit lassen eher an einen gemütlichen Bauarbeiter als an die erste Riege des deutschen Schauspiels denken. Grinsend packt er mit an und hilft uns, unser Equipment in seine Wohnung zu schleppen. Wir müssen erst aufbauen, Licht setzen, und er fängt einfach an, zwischendrin am Klavier zu spielen, nimmt sich seine Gitarre. Drei Leute sind auch ein Publikum, und wir freuen uns über ihn und finden ihn schon vor dem Gespräch grossartig.¶
Wir trinken Kaffee, er spielt weiter am Klavier und auf der Gitarre. Er will nicht zu den singenden Tatort Kommissaren gehören, dabei singt er gut und hat Musik auf Lehramt studiert. Das Gespräch mit ihm ist extrem freundlich, er vergräbt sich hinter seiner ins Gesicht gehaltenen Hand, denkt nach, grinst.
Und dann das Erstaunliche als wir das Videomaterial digitalisieren: das Gesicht, die Augen. In natura ist er ein herzensnetter Typ, gutmütig und gemütlich, aber auf dem Bildschirm fangen seine Augen förmlich an zu glühen und sein Gesicht gleicht einer Offenbarung. Wir bekommen eine Ahnung davon, was das Magische an Prahl sein könnte.¶
Die Geschichte vom Wir sind Helden Video ist noch nicht zu Ende erzählt.
Prahl also spielt einen reisenden Handelsvertreter, der sich in tristen Hotels wiederfindet und sich heimlich morgens vor dem Spiegel mit Niveacreme eine Irokesenfrisur macht, an seinem Autorückspiegel Indianer-Devotionalien baumeln hat und dann - vollkommen absurd, aber das ist egal - auf der Landstrasse mitten in der Pampa auf eine Gruppe von Indianern trifft. Er trifft Freunde nach einem trostlosen, beschissenen Alltag. Er hat sein Zuhause bei seinen Freunden gefunden. So pathetisch, so simpel. Die Verkörperung dessen und das Spiel dieser absurden Geschichte wird von Prahl so dargestellt, dass man es nachvollzieht und dem Protagonisten folgt. Das ist seine Aufgabe als Schauspieler, aber Prahl geht weiter. Axel Prahl: Charismatiker des Alltags, Verkörperung der unscheinbaren Menschlichkeit, Superstar der kleinen, wahrhaftigen Gesten.¶
Musik: You and the Stars von Cantaloup über aerotone unter cc 2.5 lizenz
FOLGE #1
Otto Pfeiffer ist seit Mitte der neunziger Jahre eine kleine Institution in Berlin. Die Sushibar Mäcky Messer, die er in der Mulackstrasse von 1996 bis 2001 betreibt, gilt immer noch als legendär.
Ein vielleicht 20 Quadratmeter grosser Raum mit 12 Sitzplätzen, die grösstenteils um den Arbeitsplatz des Kochs angeordnet sind, so dass die Gäste ihm zwangsläufig bei der Sushizubereitung zuschauen müssen. Das beinhaltet auch, dass man Otto gar nicht aus dem Weg gehen kann. Aber genau deshalb kommt man auch zu ihm. Reden, essen, lecker.¶
Otto ist ein Phänomen. Als normaler Gast – gänzlich unvertraut mit der offiziellen Sterne-Küche – ist man es nicht gewohnt, mit dem Koch über das Essen zu reden, ob und warum es einem geschmeckt hat. Otto macht genau das. Und er kocht und backt und empfiehlt, probiert Neues aus und überredet seine Gäste ebendies zu tun.¶
Ottos Essen ist günstig, macht Spass und holt einen raus aus dem Alltag. Jedem zu empfehlen, der etwas mehr als die fünf Euro beim Thai ausgeben und mal wieder gut Essen gehen möchte. Dass seine Küche dabei eine Mischung aus norddeutscher und japanischer Küche ist, klingt nur irritierend nach Fusionsküche. Davon nicht abschrecken lasssen. Das Essen ist einfach grossartig, unbedingt die Tartes probieren! Die sind phänomenal. Otto hätte auch nur Patissier werden können und schon dann einige Menschen auf dieser Erde glücklich gemacht.¶
Es geht darum, dass man die einzelnen Zutaten schmecken kann, sie aber auch miteinander verbunden sind.” Klingt einfach. Aber genau darin liegt die Kunst des Ganzen. Dass Otto einem erklärt, was und wie er kocht, dass es ihm wichtig ist, den Austausch mit seinen Gästen zu suchen. Alleine das macht einen Besuch im Oki zu einem guten Abend.¶
Fast nebenbei bekommt man dann Gerichte serviert, die man so noch nicht gesehen, geschweige denn gegessen hat. Entenbrust mit karamelisierten Backpflaumen und Wokgemüse, karamellisierte Boskop-Apfel Fischsuppe, Kalbstafelspitz in Teriyakisosse mit Birne, Passionsfrucht-Mango-Tarte. Otto bringt auf wundersame Weise japanischen Minimalismus und norddeutsche Deftigkeit zusammen. „Das Schwere wird leicht, und das Leichte wird schwerer.”¶
Das Oki wurde 2008 geschlossen. Es befand sich in der
Oderberger Strasse 23
Berlin Prenzlauer Berg.
Ottos neuestes Vorhaben: Gourmetküche im Einmachglas.
Video unter cc 3.0 lizenz
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